„Ich sehe die Lausitz als derzeit spannendste Region Deutschlands“

Name: Wolfram Korr

Geburtsjahr, -ort: 1969 | nahe Warendorf

Berufliches Zuhause: Projektleiter Lausitziade

Hobbies: Geige spielen, Kunst und Kultur

Status: Zugezogener

Wolfram Korr versteht sein Publikum, pflegt Lausitzer Tradition und hat zugleich Mut, Neues zu probieren. Der Kulturmanager zeigt sich als großer Fürsprecher der Lausitz. Sein über die Jahre gewachsenes Netzwerk aus nationalen und internationalen Kunst- und Kulturschaffenden kommt uns heute allen zugute. Nach Stationen als Konzertgeiger und bei der Hochseereederei fließen seine Stärken nun in unsere Region im Wandel. Welche Rolle Las Vegas, die heilige Barbara und gemeinsame Parkpflege in seinem aktuellen Projekt spielen, erfahren wir im Interview mit dem zugezogenen Lausitz-Enthusiasten.

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Als Macher der "Lausitziade" – dem Namen nach eine regionale Höchstleistung – braucht es doch eine gehörige Portion Heimatgefühl. Wie konnten Sie das als gebürtiger Westfale entwickeln?

In die Lausitz führte mich bereits mein erster Beruf. Meine Karriere als Geiger brachte mich 2002 als erster Konzertmeister ans Cottbuser Staatstheater. Hier lernte ich auch meine Cottbuser Frau kennen. Nach sechs Jahren lockte mich allerdings das unglaubliche Angebot, das Bordentertainment bei der damals neuen Hochseereederei TUI Cruises aufzubauen, erst einmal wieder weg. Damit startete quasi mein zweiter Beruf. Seit 2020, zunächst bei den Brandenburgischen Sommerkonzerten und heute bei der Lausitziade, spreche ich von meinem dritten Beruf als Kulturmanager. Ich bin froh, wieder zurück in der Lausitz zu sein.

Was bedeutet nun „Lausitziade“ und woher stammt die Idee?

Diese Idee kam vor ungefähr zwei Jahren auf. Mittels Veranstaltungsreihen aus Kunst und Kultur soll den Bürgern ein positives Bild der Transformation der Region zu vermitteln. Deswegen haben wir verschiedene Eventreihen aufgestellt, um ein möglichst breites Spektrum von Menschen zu erreichen. In der ersten Reihe unter der Leitung von Claudia Arndt bringen Menschen der Region zusammen mit Künstlern Ihre Perspektive auf die Bühne. Auch im nächsten Jahr soll es wieder vier bis fünf Aufführungen in der Lausitz geben. Der zweite Bereich ist die „Parkzeit“, als gemeinnützige Arbeit in Landschaftsgärten. Alle Menschen haben eine große emotionale Beziehung zu ihren Parks. Diese Voraussetzung brachte uns auf die Idee, an verschiedenen Orten mit jeweils rund 50 Helfern Hand anzulegen, umrahmt von einem kulturellen Angebot. Die dritte Reihe spricht die junge Zielgruppe an. Im Kern geht es darum, Bereiche zu unterstützen, die bisher noch nicht gefördert werden. Vor allem für die Sparte der elektronischen Musik gibt es wenig Struktur. Gemeinsam mit dem Zentrum Pop und dem Festival Wilde Möhre haben wir einen DJ-Wettbewerb durchgeführt. Aktuell bereiten wir die Ausschreibung für einen Singer-Songwriter Contest vor. Die vierte Reihe ist auch etwas ganz Spektakuläres und richtet sich an das kulturelle Erbe der Bergleute. Die Tradition der Bergleute mündet in die Barbarafeier. Bisher gab es Events vor allem für geschlossene Kreise, was uns darauf brachte, die erste zivilgesellschaftliche Barbarafeier – die Barbara-Show – anzubieten. Das machen wir am 6. Dezember erstmals in Kooperation mit der LEAG in Schwarze Pumpe. Summa Summarum wollen wir mit diesen vier Reihen die Erfolge der Transformation in der Lausitz mithilfe von Kunst und Kultur zu unterstützen und sichtbar zu machen.

Das klingt nach einem großen Team im Hintergrund?

Tatsächlich sind wir nur eine Vollzeitstelle und drei halbe Stellen. Allerdings greifen wir auf ein riesiges Netzwerk im Hintergrund zurück, ohne das ein solches Angebot nicht möglich wäre. Die Lausitziade ist ein echtes Netzwerkprodukt. Mir persönlich kommen da mein Werdegang und meine Kontakte zugute.

Eine spannende Idee, sich dem Kern des Strukturwandels kulturell zu widmen und die Bergleute mit Ihrer Tradition in den Fokus zu nehmen. War das ein Selbstläufer?

Eher nicht. In meiner Zeit als Konzertmeister habe ich ein paar Jahre lang bei den Barbarafeiern in der Stadthalle mitgespielt und war oft hin- und hergerissen von der Rückwärtsgewandtheit und gleichzeitig dem starken Zusammenhalt, der einem die Tränen in die Augen treibt. Die Inszenierung fand ich allerdings ausbaufähig. In unserem Konzept hieß es dann zunächst die „neue“ Barbara, was in Teilen auf Ablehnung aus der traditionellen Richtung stieß. Für uns steht im Mittelpunkt, mit Kunst und Kultur die richtigen Menschen zu erreichen, statt im Elfenbeinturm zu verharren.

Die Barbara-Show richtet sich also an alle – wie und wo kann ich mich denn anmelden?

Es sind insgesamt etwa 1.000 Plätze kostenfrei zu vergeben. Am besten nutzt man den QR-Code auf den Plakaten oder unsere Internetseite https://lausitziade.de/barbara-show/ für eine Anmeldung.

Wer steckt neben dem Kernteam hinter der Show und welchen Programmpunkt würden Sie als Insider den Gästen besonders nahelegen?

Lars Katzmarek hat als künstlerischer Leiter einen großen Anteil. Er ist als Mitarbeiter der LEAG und rappender Landtagsabgeordneter bestens für diesen Job geeignet. Als Erzähler konnten wir Martin Schüler, ehemaliger Intendant des Staatstheaters, gewinnen, der wie kein Zweiter für die Verbindung der Region mit Kunst und Kultur steht. Weiterhin gibt es etliche Spezialisten. Schöne Story: wir fliegen eine Artistiktrainerin aus Las Vegas ein, die dem Programm eine besondere Klasse verpasst. Mit Bergmannsorchester, Gundermann-Band, Kindermusical und vielen weiteren Highlights wird das eine einzigartige, „scharfe“ und unglaubliche Mischung, die man nicht verpassen sollte.

Wow – wir haben uns direkt angemeldet! Wie geht es dann nach der Show weiter mit der Lausitziade, was steht als nächstes an?

Im Frühjahr schließen direkt die Ausschreibungen für die Musikwettbewerbe sowie die Parkseminare an. Wir haben die Projekte jeweils so geplant, dass wir über den Jahresverlauf gut ausgelastet sind. Auch das Theaterstück „Meine Sache ist wie ich sie fange“, nach dem singenden Baggerfahrer Gerhardt Gundermann, wird dann in die nächste Runde geschickt.

Vielen Dank für den interessanten Einblick in Ihre Arbeit! Geben Sie unseren Lesern zum Abschluss noch einen Tipp für Ihren Lieblingsort in Cottbus? Was sollte niemand in der Boomtown verpassen?

Das sind definitiv zwei Orte. Einmal das Konservatorium Cottbus mit seinem schönen Konzertsaal. Der zweite ist das Arbeitszimmer von Fürst Pückler im Schloss Branitz. Immer wieder beeindruckt mich dort die Modernität, der Weltgeist und Witz dieses Mannes – das ist unser Erbe.

 

Wir bedanken uns für das Gespräch. Das Interview führte Solveig Schaal.

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