Ich könnte bis ans Ende meiner Tage Lausitzer Filme drehen.

Witzig, generationsübergreifend und 100 Prozent Lausitz – so beschreibt Filmemacher Erik Schiesko den Film, der Spremberg, eine Nachbarstadt der Boomtown, auf die große Leinwand bringen soll. Worum es genau geht, möchte der Regisseur noch nicht verraten, lediglich den Arbeitstitel konnten wir ihm im folgenden Interview entlocken. Außerdem verriet er uns, warum seine Wahl ausgerechnet auf Spremberg fiel und was die Lausitz anderen Leinwandregionen voraushat.

"Ein Feuerwerk für die Kleinstadt" - Interview mit Erik Schiesko, Lausitzer Filmemacher

Du wurdest in Spremberg geboren. Welche Gründe gibt es darüber hinaus dafür, dass du Spremberg als Drehort für euer neues Filmprojekt ausgewählt hast?

Vorweg: Meine Familie ist mit mir damals auf Grund Ihrer Jobs nach Cottbus gezogen, als ich 3 Jahre alt war. Ich verbinde mit Spremberg in erster Linie meine Jugend als Hip-Hoper, Graffitisprüher, Skateboarder und teils auch Breakedancer. Es gab in den 2000er-Jahren eine sehr große Szene und im Bergschlösschen die „Castle Eastside Jams“. Jeder aus unserer Szene, der was auf sich hielt, ist dazu nach Spremberg gepilgert. Wir wurden vom Team des Bergschlösschens immer so herzlich wahrgenommen, das hat sich tief eingeprägt und eine Verbindung erzeugt. Daneben sind wir als Skateboarder an den Wochenenden regelmäßig in angrenzende Städte wie Weißwasser, Forst oder Lübbenau gefahren, um neue Spots und Gaps zu entdecken und haben so auch ganz Spremberg nach interessanten Orten und Plätzen abgesucht. Später wurde ich als Juror bei einem Jugend-Filmfestival eingeladen, ein Teil meiner Familie wohnt um die Ecke und nun auch Freunde. Bei einem Spaziergang durch die schönen Gassen der Innenstadt ist die Idee geboren, etwas direkt für eine Stadt zu entwickeln. Ein Anruf bei Kinobetreiber Michael Apel, ein warmes „Ja, gute Idee“ und schon ist das Projekt gestartet.

Was glaubst du, bietet die Region Lausitz im Allgemeinen für Vorteile beim Filmdreh gegenüber anderen Regionen Deutschlands?

In erster Linie: Die Lausitzer sind noch nicht genervt von den Filmdrehs, wie zum Beispiel in Berlin durch Straßensperrungen oder Einschränkungen (lacht). Das hat sich jetzt nach unserer Gründung auch durch die vielen Anmeldungen für unseren Komparsenaufruf gezeigt: Die Nachfrage ist extrem hoch, die Lausitzer:innen haben Lust dabei zu sein, mitzuwirken. Das ist schöner, als wenn du dich wie in der Großstadt hintenanstellen musst. Außerdem schauen die Lausitzer gern Filme über die Lausitz, weil es sie betrifft, es ihr Gefühl spiegelt. So haben wir es in der regionalen Kinoauswertung einfacher, ich denke da an unseren zweiten Film, der 4.000 Zuschauer in einem Monat in den Weltspiegel zog, weil er eben aus Cottbus kam. Zahlen, von denen auch die Blockbuster oft träumen. Dann hast du einen weiteren, für mich sehr wichtigen Vorteil: Du kannst Projekte oder Ideen oft mit nur einem Anruf oder Gespräch starten, triffst auf offene Ohren, sei es der Kinobetreiber, Schauspieler oder die Bürgermeisterin. Da ist das direkte Miteinander auf Augenhöhe. Versuche mal in Großstädten Gehör zu finden, wenn du nicht VIP bist. Daneben liegen hier, und das haben wir in unserem Netzwerk für Lausitzer Filmschaffende „Łužycafilm” immer wieder festgestellt, überall interessante, aber noch nicht erzählte Geschichten verborgen. Diese waren noch nicht auf der großen Leinwand zu sehen. Die Lausitz ist nicht, wie wir in unseren Jargon sagen würden, „auserzählt“, wie andere Regionen. Es gibt so viele Geschichten hier – ich könnte bis ans Ende meiner Tage Lausitzer Filme drehen und dann wäre trotzdem noch nicht alles erzählt. Denken wir nun an den Prozess der Transformation, die kleinen Geschichten am Rande, interessante Biografien, schaffende Persönlichkeiten. Ja, das Fernsehen arbeitet diese Geschichten teils als berichterstattende bzw. dokumentarische Filme auf, aber der fiktionale Spielfilm fehlt. Im Kern bietet die Lausitz in den kommenden Jahren somit ein USP, ein Alleinstellungsmerkmal. Es ist eben nicht der x-te Film aus Berlin oder München über verwirrte Großstädter auf der Suche nach dem Sinn im Leben (lacht). Das wird dann auch für die spätere Bewerbung interessant, Filme wie „Gundermann Revier“ von Dr. Grit Lemke oder „Wenn wir erst tanzen“ von Dirk Linig, die beide ursprünglich aus Hoyerswerda sind, haben es vorgemacht: Sie wurden nach der Fertigstellung in ganz Deutschland eingeladen. Wie wir es bei den Spreewaldkrimis sehen: Die Leute in Restdeutschland freuen sich drauf, andere Bilder und Regionen im Fernsehen zu sehen. Dort kurbelte es auch den Tourismus an, soweit ich weiß.

Kannst du uns schon den Titel des in Spremberg gedrehten Filmes verraten?

Ja, also unser AT, der sogenannte Arbeitstitel, lautet: „Ein Feuerwerk für die Kleinstadt“. Wobei Feuerwerk eher sinnbildlich gemeint ist. Für was dies genau steht, müsst ihr Euch dann im Kino ansehen, wir planen ja bereits damit Anfang Dezember die Premiere zu feiern. Grundsätzlich geht es im Film um fünf Geschichten zum Leben und Lieben in der Kleinstadt.

Wie würdest du die Handlung des Films in drei Worten beschreiben?

witzig, generationsübergreifend, Lausitz

Dein Studio „Konturprojekt Filmproduktion“ hat seinen Sitz in Leipzig. Wie würdest du einem Leipziger die Region Lausitz schmackhaft machen?

Haha. Studio ist wohl zu hoch gegriffen. Ich hatte für 6 Jahre ein tolles Büro und Atelier hier in Cottbus, mitten in der Stadt in der Friedrich-Ebert-Straße, zu günstigen Bedingungen, das war wie ein Studio und gleichzeitig Raum für Kreativität, da wo unsere Projekte und Filme wachsen konnten. Dann hat die Gentrifizierung mit voller Härte zugeschlagen. Unser Kunst- und Fotoatelier, das Filmbüro, mit einem Mal weg. Da bin ich nach Leipzig gezogen, aber auch, um einmal intensiv die professionelle Filmszene kennen zu lernen, um zu verstehen, wie diese tickt, habe mich weitergeblidet, wie im TP2-Talentpoolprogramm oder bei Angeboten vom Filmverband Sachsen.

Um auf deine Frage zurück zu kommen: Wenn du mich als Filmschaffenden fragst, haben wir hier einen sehr hohen Bedarf an Produzent:innen für die vielen Filmprojekte, die nun anstehen oder die potenziellen Geschichten. Und es ist hier einfacher zu produzieren, durch meine erst erwähnten Vorteile. Da spielen auch die günstigen Mieten und die kurzen Wege der Region eine Rolle, aber ich würde behaupten, ein Kinofilm benötigt hier nicht unbedingt die üblichen 5 bis 7 Jahre Zeit, sondern dann eben nur 2 bis 3, da man nicht von ganz hinten beginnt, sondern in vorderster Reihe dabei sein kann. Alle anderen Vorteile habt ihr ja schon bestens beworben (lacht).

Was könnte dich ganz persönlich davon überzeugen, in die Lausitz zurückzukehren?

Die Frage erübrigt sich, ich ziehe tatsächlich wieder zurück in die Lausitz. Und ja, es liegt auch an diesem spannenden Vibe, der in den letzten Jahren geschaffen wurde, dieser Aufbruchstimmung hin zu etwas Neuem, dem Gefühl von „Lasst uns gut miteinander umgehen, lasst uns nach vorn gehen, lasst uns ganz neu denken”, das habe ich früher oft vermisst. Ich bin ja Teil der Kultur- und Kreativwirtschaft, die von Außenstehenden oft nicht ganz verstanden wird, was das eigentlich meint. Nehmen wir den Begriff „Kreativität“, so wie ich ihn verstehe: „kreativ“ kommt vom lateinischen „creare“ für „erschaffen“, „etwas hervorbringen“. Das was Kreative erschaffen, gab es oft vorher noch nicht. Kreative verknüpfen mehrere Erfahrungen miteinander und zack: Ist da was Neues, Eigenes geschaffen. So machen wir es ja auch mit LUSATIA Film.

Oder der Begriff Kultur, das bedeutet nicht bloß irgendwelche Unterhaltung anzubieten oder Veranstaltungen zu schaffen, sondern das Wort stammt vom lateinischen „colere“, für „anbauen“, „pflegen“ und meinte früher einen Ackerboden „kultivieren“. Immer da wo Kultur stattfindet, wo sie angeboten wird, entsteht etwas, weil dort Menschen zusammenkommen. Da geht’s gar nicht unbedingt um das Angebot an sich, sondern um die Gespräche zwischen den Menschen davor, dabei und danach. Und da kommen dann meistens die besten – kreativen – Ideen. Das gehen wir nun an.

 

Wir bedanken uns bei Erik Schiesko und beim Interviewer Jonas Köhler.

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